Saturday, June 19, 2010
Mit dem freien Tag setzte gutes Wetter ein: die Temperaturen fielen zwar deutlich und es gab den ersten Nachtfrost; über Tag schien aber die Sonne von einem ungetrübten, blauen Himmel. Und so machten wir uns am Dienstag Mittag gegen 12:30 Uhr auf die Fahrt nach Miltenberg. Dort stand ein Auftritt im B. (name withheld) an. Die Stimmung in der Band war ausgezeichnet, denn die bisherigen Shows waren gut besucht und die Zuschauer begeistert.

Unterwegs hielten wir an einer der zahlreichen Raststätten auf der A3, die Musiker hielten Ausschau nach „Wurst“; mein Appetit auf Wurst war bis dahin schon im Wesentlichen gedeckt, obwohl das erste Drittel der Tour noch im vollen Gange war. Gegen 18:00 Uhr erreichten wir Miltenberg und checkten im Hotel ein. Hier wartete die nächste Überraschung auf uns: ein charmloser Hotelbau aus den 50er Jahren, ein Zimmer unter dem Dach mit drei Quadratmetern Grundfläche, kein WC, kein Waschbecken. Dafür eine integrierte (unsaubere) Duschkabine.

Beim Betreten des Zimmers musste ich zunächst den Koffer hineinstellen, weil der Raum einfach zu schmal war. Das Etagen-WC befand sich in ca. 1m Entfernung vom Kopfkissen meines Bettes! Diese unmittelbare Nähe sollte mir in der Nacht noch ein paar Probleme bereiten. Auch hier wollten wir uns nicht zu lange aufhalten und machten uns recht schnell auf den Weg zum Club. Dort angekommen vermittelte der Wirt gleich eine negative Grundstimmung, indem er von den schweren Zeiten sprach. Auf meine Frage, wie viele Tickets bereits im Vorverkauf abgesetzt wurden, antwortete er: „Keine“.

Der Club ist von oben bis unten mit Musik-Devotionalien vollgestopft und macht eher den Eindruck eines Rock’n’Roll Museums. Der Wirt berichtete, er habe bei Coverbands (Beatles, The Who, aktuelle Pophits, …) regelmäßig bis zu 600 Gäste in seinem Club. Danach verzog er sich und wir gaben unsere Essenbestellung bei der Kellnerin auf. Für uns gab es eine spezielle Speisekarte mit reduzierter, günstiger Auswahl; für reguläre Gäste des Clubs gab es eine separate und deutlich umfangreichere Speisekarte. Der Club verfügt über eine eigene Küche – leider hatte die Küche aber eine dermaßen starke Geruchsentwicklung (und ich spreche nicht von leckeren Kochgerüchen, sondern eher von dem Geruch, den ein Müllwagen an einem warmen Sommertag verströmt), dass uns schnell der Appetit verging.

10 Minuten vor dem Ende des (unbefriedigenden) Soundchecks wurde das Essen serviert und so schlangen wir kalte Pizza herunter. Während dieser Zeit tauchten erste Gäste des Restaurantbetriebs auf, diese verließen aber umgehend das Restaurant, als sie feststellten, dass an diesem Abend noch eine Band spielen sollte. Nach dem Abendessen hatten wir noch einige Zeit totzuschlagen, so dass wir uns dazu entschieden, in das Hotel zurückzufahren und dort abzuhängen. Und so schwangen wir uns in den Van und versuchten das Gespann zu wenden – was leider dazu führte, dass der Anhänger ge-jack-knifed, also eingeklemmt wurde und wir auf diese Weise die Hauptstraße durch Miltenberg vollständig für mehr als zehn Minuten blockierten. Den Volks-Auflauf hättet Ihr sehen müssen!! Die „Vollsperrung“ wird sicherlich das Top-Thema im lokalen Käseblatt gewesen sein!!

Nach kurzer Einkehr ins Hotel fuhren wir wieder zurück zum Club. Dieses Mal, ohne die Straße zu blockieren. Es hatten sich immer noch keine Gäste eingefunden und die Ungeduld stieg. Die Band war unzufrieden mit den Soundverhältnissen, hatten aber aufgrund des zu erwartenden „Besucherandrangs“ keine Lust auf weitere Streitereien mit dem Tontechniker. Innerhalb der nächsten 20 Minuten trudelten dann noch drei zahlende Gäste ein, ein zahlender Gast kam ca. eine halbe Stunde zu spät. Somit spielte die Band vor vier zahlenden Zuschauern ihre Show, verkaufte anschließend keine CD und machte sich nach dem Abbau auf den Rückweg zum Hotel. Im schmierigen Löffel angekommen, wollten die Jungs aber noch mal auf die Rolle gehen und ihren Frust ob der mageren Ausbeute von weniger als 30 EUR bekämpfen. Wir machten uns auf den Weg in die Altstadt von Miltenberg (aber ist dort nicht einfach alles „Altstadt“?) und fanden ein rustikales Weinlokal in einem alten Fachwerkhaus. Gegen 22:30 Uhr an diesem Dienstag-Abend war das Lokal noch gut besucht. Meine langhaarigen und tätowierten Begleiter wurden von der in Tracht gekleideten Kellnerin ständig argwöhnisch betrachtet, jedoch bedienungstechnisch weitestgehend ignoriert.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich die Gelegenheit, die Kellnerin anzusprechen und sie konnte nicht mehr ausweichen. Ich fragte, ob wir noch eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken bestellen könnten, woraufhin sie sehr erleichtert sagte: „Die Küche ist leider geschlossen, aber ich kann Ihnen eine Brauerei in der Nähe empfehlen!“. Sie war sehr erpicht darauf, das Rock’n’Roll Volk schnellstmöglich aus ihrer Kneipe hinaus zu komplimentieren. Und wir taten ihr den Gefallen und machten uns auf den Weg zum „Gasthaus zum Riesen“. Dort konnten wir noch einige Bierchen trinken, die Dessert-Karte austesten, um anschließend singend und johlend (wie es sich für langhaarige, tätowierte Musiker gehört) durch die Straßen zurück zum Hotel zu ziehen.

Gegen 1:30 Uhr waren wir müde und erschöpft in unseren Zimmern verschwunden. Gegen 4 Uhr wurde ich das erste Mal von der Benutzung des Etagen-WCs geweckt. Dorthin hatte sich scheinbar ein Raucher verzogen und hustete sich die Krebszellen aus den Lungenflügeln. Ich hatte das Gefühl, das Bett bebte von den Hustenattacken des Rauchers. Wie ich darauf kam, dass es sich um einen Raucher handelte? Das war eindeutig zu riechen. Mich packte eine fürchterliche Übelkeit und gegen 5 Uhr musste ich selbst das WC aufzusuchen, um mich der Pizza des Vorabends oral zu entledigen. Dabei entdeckte ich, dass das Waschbecken im Etagen-WC komplett mit Zigaretten-Asche vollgedreckt war. Kein schöner Anblick. Gegen 7 Uhr schlief ich wieder ein, konnte aber nachverfolgen, dass der Raucher zwischendurch noch zwei Mal das WC zwecks Abhustens benutzte.

Nach dem Frühstück traf ich mich zu einem Spaziergang mit Kevin und wir besichtigten die alte Burg über Miltenberg. (Foto Kevin) Am späten Vormittag trafen wir uns in der Innenstadt von Miltenberg, um beim Metzger frische Wurstwaren als Wegzehrung für die Strecke über Heilbronn nach Karlsruhe mitzunehmen (Foto).

Mit einer kleinen Selektion regionaler Wurstspezialitäten machten wir uns auf die malerische Strecke nach Heilbronn, wo wir uns mit Edgar Heckmann, dem Blue Rose Labelchef trafen. Wir wurden herzlich willkommen geheißen, sprachen über Leeroy’s Pläne, den Verlauf der aktuellen Tour und Neuerscheinungen auf Blue Rose. Edgar berichtete dann, er habe alles notwendige eingestielt, um den Auftritt in der Folgewoche in Heilbronn professionell auf Video zu bannen und von Andy Horn vertonen zu lassen.

Am frühen Nachmittag machten wir uns auf den Weg nach Karlsruhe, wo wir gegen 16:30 Uhr die Unterkunft, das Fünf-Sterne (!!) Renaissance-Hotel erreichten. Auch hier wurde uns wieder bewusst, dass das Parken eines Gespanns in einer Großstadt kein Vergnügen ist. Wir hatten noch Glück, dass wir nach zweimaligem Wenden einen Parkplatz direkt vor dem Hotel fanden. Nach dem Einchecken hielten wir uns noch ca. eine Stunde im Hotel auf, bevor wir zum Jubez fuhren. Leeroy Stagger & The Wildflowers sollten das Vorprogramm für Melanie Dekker, eine kanadische Sängerin, spielen.

Die Show fand auf der kleinen Bühne des Jubez statt. Die Räumlichkeiten waren sehr professionell, toller Sound, feines Licht, gute Leute. Betreut wurden wir vom sehr freundlichen und aufmerksamen Klaus-Peter Weber. Vor der Show wurde ein Essen serviert, das wir gemeinsam mit Melanie und ihrer Band aßen. Das Jubez hatte für diesen Zweck einen Koch im Haus, der ein herrliches Drei-Gang-Menü für uns hinzauberte. Ein großes Lob an den Veranstalter!

Die Show selbst war einigermaßen gut besucht (ca. 60 Zuschauer an einem Mittwoch Abend) und das Publikum sehr angetan von Leeroy’s Show. Hier gibt es noch ein Review der Veranstaltung. Melanie Dekker war mir als Person durchaus sympathisch,  mit ihrem Auftritt wurde ich nicht so richtig warm. Ich erinnere mich dunkel an einige Besucher des Konzertes, die Blumensträuße für Melanie mitbrachten. Aus einem dieser Sträuße nahm Melanie in der Zugabe eine Rose heraus und sang mit der Rose in der Hand einen melancholischen Song. Der Gedanke daran weckt selbst heute noch das Gefühl von „Fremdschämen“, aber die Melanie Dekker Fans waren aus dem Häuschen.

Gegen 1:30 Uhr erreichten wir wieder das Hotel. Der Parkplatz vor dem Haus war komplett besetzt und nach zweimaligem Abfahren der Straße entschieden wir uns dazu, das Gespann auf dem Bürgersteig direkt vor dem Hoteleingang zu parken. Es war spät in der Nacht, am nächsten Morgen wollten wir früh abreisen und so war die Wahrscheinlichkeit, einen Strafzettel zu erhalten, ausgesprochen gering.

Bevor wir uns am folgenden Tag auf den Weg nach Neuenkirchen-Voerden machten,  benötigten wir noch zwei neue Telefonkarten. In einem Düsseldorfer Telefonshop waren Ian und Tyson funktionsuntüchtige Karten verkauft. Der Telefonladen, den wir in Karlsruhe in der Nähe des Hotels aufsuchten war auch nicht wirklich vertrauenerweckend. Die dort erhältlichen Telefonkarten waren bereits freigeschaltet und wir testeten beide Karten direkt im Laden – erfolgreich - aus.

Bei herrlichem Herbstwetter fuhren wir in Karlsruhe auf die Autobahn. Geplant war auf dem Weg nach Neuenkirchen-Voerden noch ein Abstecher nach Ibbenbüren. Dort wollten wir Musik-Produktiv besuchen, um das Depot an Gitarrensaiten aufzufrischen bzw. neue Drumsticks zu besorgen. Das Navigationssystem hatte für die Route 4½ Stunden Fahrtzeit berechnet. Das sollte allerdings ein Trugschluss werden, denn die A5 zwischen Karlsruhe und Frankfurt, sowie die A45 im Sauerland waren von Mega-Staus betroffen. Die Musiker nutzen die lange Fahrtzeit für einen ausgiebigen Schlaf (siehe Foto). Es war bereits gegen 17:00 Uhr, als wir Musik-Produktiv erreichten. Nach einer halben Stunde Aufenthalt machten wir uns weiter auf den Weg, aber auch die A1 von Osnabrück bis Neuenkirchen-Voerden war ein einziger Stau. Gegen 19:00 Uhr trafen wir in der Pension „Cafe Pension Wahlde“ ein. Die Anreise dauerte somit fast 10 Stunden!!

Der Sohn des Hauses stellte sich als „Däniel“ vor, war überrascht, dass es eine deutschsprachige Begleitung gab. Die Band wurde auf zwei Doppelzimmer verteilt, ich erhielt ein Einzelzimmer ohne WC und Dusche mit dem Hinweis „für eine Nacht müsse das ja mal gehen“, überbracht mit einem peinlichen Lächeln. Das Zimmer selbst war eine Katastrophe (Fotos einbinden). Aus dem Fensterrahmen hing die Dichtung ins Zimmer, die Tapete war um das Bett herum komplett vergilbt (es machte den Anschein, es handelte sich um Fettspritzer), der Teppichboden verdreckt, die Matratze durchgelegen, die Möbel verstaubt … aber das Thema hatten wir ja schon mal: It’s only Rock’n’Roll … Auch hier wurde der Eindruck, den die kanadischen Gäste von einer Einrichtung namens „Pension“ hatten, weiter gefestigt.

Wir waren bereits spät dran und beeilten uns, zum Kulturbahnhof zu fahren. Dort wurden wir bereits sehnlichst von Dieter Blanke und seinem Team erwartet. Dieter ist ein sehr freundlicher Kämpfer für gute Musik und man merkt ihm schnell an, dass sein Herzblut in der Veranstaltungsreihe des Kulturbahnhofs Neuenkirchen-Voerden steckt. Bühne, Licht und Sound waren auch hier vom Allerfeinsten. Leider waren wir durch die späte Anreise dazu gezwungen, das Abendessen erst nach der Show zu uns zu nehmen. Beim Transport der Backline auf die Bühne kam es aufgrund eines Missverständnisses zwischen Kevin und einem Bühnentechniker dazu, dass Kevin mit einem schweren Transportkoffer in der Hand stürzte und von dem Ereignis offenbar so geschockt war, dass er an diesem Abend über kaum etwas anderes sprechen konnte, als dass er sich beinahe eine Hand gebrochen hätte.

Der Soundcheck war anschließend schnell und professionell abgewickelt. Die Show kam prima beim Publikum an, es wurden zwei Zugaben gespielt. Die Zuschauer forderten eine dritte Zugabe, aber der Hunger bei den Musikern war größer: die Show musste ein Ende haben und es musste etwas zu Essen geben.

Im Kulturbahnhof bekocht eine liebenswürdige, ältere Dame die musikalischen Gäste aus dem In- und Ausland und so konnten wir ein wunderbares, frisch zubereitetes Essen genießen: gebratenes Schweinefilet in Champignon-Rahm-Sauce mit Bratkartoffeln und Gemüse. Lecker. Selbst heute noch läuft mir bei dem Gedanken daran das Wasser im Mund zusammen.

Für den folgenden Tag stand die (relativ) kurze Fahrt von Neuenkirchen-Voerden nach Frelsdorf (bei Bremerhaven) auf dem Programm. Da wir ausreichend Zeit hatten, fuhren wir mit dem Gespann bei unwettermäßigem Regenfall zunächst für eine Stadtbegehung nach Bremen. Relativ schnell fanden wir in Innenstadt-Nähe eine gute Parkmöglichkeit für unser (gefühltes 20m-langes) Gespann. Mit der Ankunft in Bremen hörte das Unwetter auf, der Himmel klarte auf und die Sonne kam zum Vorschein. Wir entdeckten gleich zu Beginn einen Plattenladen, den Kevin Kane als Fundgrube betrachtete. Für die nächste Stunde sollten wir den Ort nicht verlassen.

In der Bremer Innenstadt fand ein mittelalterlicher Markt statt und wir probierten verschiedene, leckere Kleinigkeiten. Wir besuchten die „Unsere lieben Frauen Kirche“, bestaunten das Rathaus, den Roland, die Bremer Stadtmusikanten und begaben uns in den Bremer Bleikeller zur Besichtigung der Mumien. Zum Mittagessen kehrten (die meisten von uns) in den Bremer Ratskeller zu einem deftigen Bremer Mahl ein, bevor wir uns auf den Rückweg zum Van machten.

Ca. 500m bevor wir das Fahrzeug erreichten, verdunkelte sich der Himmel und es begann erneut zu regnen. Ca. 90 Minuten später erreichten wir Frelsdorf und checkten im Hotel Kluster Hof ein. Das Hotel hat den Charme der 60er Jahre und ist über und über mit Jagdtrophäen ausgestattet. So gab es kaum Wandflächen, an denen keine ausgestopften Tiere montiert waren. Ich freute mich dieses Mal über ein Zimmer mit Dusche UND WC!
Wednesday, June 16, 2010
Nachdem wir die Zimmer in der schönen Pension in Obernissa bezogen hatten, war zunächst einmal Mittagsruhe für 90 Minuten angesagt. Der Auftritt auf dem Zwiebelmarkt-Festival in Weimar sollte um 16:00 Uhr stattfinden und so verließen wir gegen 14:30 Uhr die Pension. Die Fahrt nach Weimar verlief bei kühlem Regenwetter problemlos. Das Festival war sehr gut organisiert und so konnten wir mit unserem Gespann über das Festgelände bis zur Bühne fahren.

Auf der Bühne spielte noch eine holländische Coverband während „meine“ Musiker einen lederbehosten Trachtenburschen, der vor der Bühne tanzte, fotografierten. Nach dem Auftritt der Holländer hatten wir noch 20 Minuten Zeit, um die Bühne umzubauen und den Soundcheck durchzuführen. Während des Soundcheck kam ein mittelalter, etwas schräg gekleideter Herr auf mich zu, grüßte freundlich und fragte mich über die Band aus: „Wo kommen die Musiker her?“, „Sind die Musiker extra für diese Show aus Kanada gekommen?“, „Singen die Musiker in Deutsch?“, „Kann man zu der Musik auch tanzen?“, „Worüber singen die Musiker denn?“, …

Hallo?!? Was waren denn das für Fragen? Und so wollte ich wissen, was denn diese Fragen mit den Musikern zu tun haben. Daraufhin erläuterte mir der gute Mann, er möchte gleich die Ansage für die Band machen und benötigte dazu eben noch einige Informationen. Ok, wenn dieser Wicht tatsächlich ein Offizieller des Zwiebelmarkt-Festival war, dann erklärte sich damit womöglich auch sein auffälliger Kleidungsstil und die merkwürdigen Fragen. Geduldig beantwortete ich also weiterhin seine immer merkwürdigeren Fragen. Nachdem der Soundcheck dann beendet war, machte sich mein neuer Freund auf den Weg zur Bühne, wollte diese gerade erklimmen, als sich die Kojak-ähnlichen Security-Mitarbeiter auf den Mann stürzten und ihn von der Bühne zerrten.  Wie sich herausstellte, hatte der gute Mann schon bei den vorigen Acts versucht, auf die Bühne zu kommen. Er war halt einfach nur ein verwirrt. Während der dann folgenden Show kam mein neuer Freund regelmäßig zu mir und fragte mich mehrfach, ob die Musiker gerade deutsch singen würden ;-)

Da fällt mir noch ein Ereignis des Nachmittags ein: an genau diesem Nachmittag fand in Moskau das entscheidende Qualifikationsspiel für die Fußballweltmeisterschaft zwischen Russland und Deutschland statt. Während der ersten halben Stunde des Auftritts von Leeroy Stagger war das Festival schlecht besucht; das änderte sich aber dann schlagartig und der Raum vor der Bühne füllte sich trotz Regenwetters beständig. Die Stimmung war ausgezeichnet, die Zuschauer verlangten zwei Zugaben und der Veranstalter freute sich über die gute Resonanz.

Einer der Zuschauer war Elliott Murphy, der nach der Show zu den Musikern kam, um zur tollen Show zu gratulieren. Außerdem trafen wir auf Musiker der Paperboys, die Leeroy noch aus Victoria/Vancouver Island, Kanada, kannten. So verbrachten wir noch ca. zwei Stunden auf dem Zwiebelmarkt-Festival, aßen die ein oder andere Bratwurst und erfreuten uns an Schaustellern und anderen Künstlern.

Auf dem Rückweg zur Pension hatten wir noch eine Verabredung mit Christian Böhm, der die Tom Gillam Band als Schlagzeuger begleitete. Die Tom Gillam Band besaß zwei Gitarrenverstärker, die wir laut Abmachung mit Blue Rose Records zu übernehmen hatten. Der Wechsel ging problemlos über die Bühne und so machten wir uns anschließend auf den Rückweg zur Pension, denn am nächsten Vormittag mussten wir früh los, um das Roepaen Festival im niederländischen Ottersum zu erreichen.

Und so trafen wir uns am nächsten Morgen zum Frühstück im Aufenthaltsraum der Pension. Das gesamte Zimmer war gepflastert mit hochwertigen Fan-Devotionalien der „Bösen Onkelz“. Leeroy fragte mich nach Informationen zu der Band und ich teilte ihm mit, dass es in früheren Jahren häufige Diskussionen um die rechtsextreme Haltung der Musiker gab. Etwas später stieß auch Tyson Maiko (wie immer zu spät) zum Frühstück dazu und fragte, was es mit den Band-Postern auf sich habe. Daraufhin erklärte Kevin: „There is something special about this band. There is no black chappies!” ;-)

Gegen 9 Uhr machten wir uns dann auf den langen Weg ins niederländische Ottersum, wo der Soundcheck für 18:00 Uhr angesetzt war.

Während das Navigationssystem eine Fahrtzeit von ca. 5 Stunden kalkulierte, hatten wir gelernt, dass unser Gespann aus Van und Anhänger eine deutliche längere Reisezeit beanspruchte. Und so erreichten wir nach mehreren Autobahn-Bratwürsten gegen 16:00 Uhr das schöne Kloster Roepaen. Auch diese Veranstaltung war ausgezeichnet organisiert. Wir genossen das gute Essen, die anderen Künstler (wie z. B. T. Nile, Joanna Chapman-Smith, Nels Andrews, Chuck Prophet etc.)  und trafen auf meine Familie!! Außerdem anwesend waren die schottischen Brüder Fyfe. Sandy Fyfe habe ich über Facebook kennen- und schätzengelernt. Sandy war mit seinem Bruder vor Ort, wir genehmigten uns ein Bier, unterhielten uns prima über Musik, Reisen, Hauskonzerte und hatten großen Spaß miteinander.

Leeroy Stagger & The Wildflowers spielten ein tolles 60minütiges Set wobei Leeroy den Song „Brothers“den Fyfe-Brothers widmete („This one goes out to the scottish brothers!”). Das folgende Video zeigt den Song „Carol“ aufgenommen an diesem Abend auf dem Roepaen-Festival:



Nach der Show verpackten wir die Backline, tranken hier und da noch ein Bierchen und die Musiker genehmigten sich rauchbares Material. Gegen 23:00 Uhr machten wir uns auf den Rückweg ins Base Camp „Raumfahrtzentrum Saarner Kuppe“, kehrten vorher aber noch in eine Tankstelle ein, um das Nötigste (z. B. Jägermeister)) für den folgenden, freien Tag aufzutun.
Monday, June 14, 2010
Der Sommer sowie die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 stehen vor der Tür. Musik-kulturell ist diese Zeit traditionell sehr ruhig. Um die Zeit zu überbrücken, möchte ich einen Tour-Bericht über die Leeroy Stagger & The Wildflowers Tour 2009 in mehreren Kapiteln verfassen. Mehrere Kapitel? Tja, das erfordert diese epische Tour über nahezu 8.000 km durch Deutschland (und einen Auftritt in Holland) ganz einfach.

Eine epische  Tour war es auf jeden Fall. Das Raumfahrtzentrum stellte für diese Tour nicht nur ein Fahrzeug („The Silver Bullet“), einen begehbaren Großraum-Anhänger und  eine bildhübsche Gretsch Black Falcon zur Verfügung; es organisierte darüber hinaus auch die Logistik für die Backline (zwei Gitarrenverstärker, einen Bass-Verstärker,  Schlagzeug), die freundlicherweise vom Plattenlabel Blue Rose aus Heilbronn bereitgestellt wurde. Außerdem spendierte ich drei Wochen meines Urlaubs, um die Band als Tourmanager, Übersetzer, Merch-Girl, Mediator etc. zu begleiten.

Die komplette Backline lagerte seinerzeit bereits eine Woche lang in meinem Büro in Essen und wartete darauf, endlich zum Einsatz zu kommen. Für den Transport war ein Koffer-Anhänger erforderlich. Dieser war bei einer Mülheimer Firma elektronisch reserviert. Zwei Tage vor Tourbeginn machte ich mich auf den Weg, den Hänger abzuholen. Auf dem Parkplatz des Vermieters angekommen, standen dort nur zwei abgewrackte Hänger mit Kunststoff-Überzug. Der Vermieter teilte mir mit, der reservierte Kofferhänger sei in Spanien unterwegs. Na, großartig. Das wertvolle Backline-Equipment konnte auf gar keinen Fall in solch ungeschütztem Hänger transportiert werden. Die Tour war noch nicht einmal angefangen und schon gab es das erste richtig große Problem. Der Vermieter zog sich den Schuh gar nicht erst an und sah sich nicht in der Verantwortung. Die elektronische Bestätigung stamme vom Haus in Dortmund. Da müsse er nicht für einen Hänger garantieren. Das Haus in Dortmund hatte allerdings auch keinen Hänger bereitstehen. Woher in der Kürze der Zeit jetzt noch einen Koffer-Hänger auftreiben? Der Vermieter nannte mir einen Kontakt in Ratingen. Dort gebe es noch einen abschließbaren Koffer-Hänger bei einem kleinen Vermieter.

Da Eile geboten war, nahm ich kurzerhand telefonisch Kontakt mit dem Anbieter auf und fuhr direkt zur angegebenen Adresse. Vor dem Haus des Händlers stand ein völlig heruntergekommener Tiefkühlhänger, der auf einen Holzrahmen montiert war. Stahlseile, die quer über den Kühlcontainer gespannt wurden, sollten der Konstruktion eine bessere Stabilität verleihen. Der Holzrahmen war über und über mit altem McDonalds-Verpackungsmüll bedeckt; der Kühlcontainer komplett unter Rost gesetzt und augenscheinlich zu klein, um die Backline zu transportieren. Also, diese Variante kam ebenfalls nicht in Frage. Für keine noch so geringe Mietgebühr der Welt. Eine andere Lösung musste her.

Und so hörte ich mich im Freundes- und Bekanntenkreis nach anderen Möglichkeiten um, telefonierte mit anderen Anbietern. Und jeder sagte mir, Koffer-Hänger seien dermaßen gefragt, dass zur Vermietung eine Vorlaufzeit von drei Monaten erforderlich sei. Zufälligerweise sprach ich am selben Abend noch mit einem Nachbarn, der Kontakt zu einer Baugeräte-Firma in Krefeld besaß und genau dort wurde ich fündig: ein niegelnagelneuer, abschließbarer, vollgebremster und begehbarer Koffer-Hänger war noch zu haben. Am Vormittag des nächsten Tages holte ich den Hänger ab – das war auch höchste Zeit, denn am selben Nachmittag wollten Leeroy Stagger & The Wildflowers mit der Bahn aus Amsterdam kommend anreisen.

Und pünktlich um 16:00 Uhr schlugen die Jungs mit der Bahn am Duisburger Hauptbahnhof auf. Alle vier (Leeroy, Kevin Kane, Tyson Maiko und Ian Browne) waren nicht nur Jet Lag geschädigt, auch das Experimentieren mit frei verfügbaren Drogen im Rotlichtviertel von Amsterdam trug seinen Teil zur allgemeinen Abgeschlagenheit bei. Die Gästezimmer wurden bezogen und das Raumfahrtzentrum sollte für die Dauer der Tour zum „Base Camp“ werden. Nach einem leckeren Abendessen machten wir uns auf den Weg nach Essen, um die Backline in den Hänger zu verfrachten. Hier merkte man den Musikern zum ersten Mal ihre Erfahrung mit der Tourlogistik an: die Backline war innerhalb kürzester Zeit aus der dritten Etage geholt und in den Hänger verfrachtet worden. Die Backline-Anlieferung des Spediteurs war ein paar Tage zuvor mit deutlich mehr Aufwand (und Personal) entgegengenommen und in die dritte Etage des Büros getragen worden.
Am nächsten Mittag machten wir uns bei herrlichem, sonnigen Herbstwetter gegen 12:00 Uhr auf den Weg zur ersten Station der Tour: dem Panorama-Museum in Bad Frankenhausen/Thüringen. Nach ca. zwei Stunden Fahrt gab es den ersten Stopp an einer Raststätte an der A44 kurz vor Kassel – und es sollte der Auftakt einer Serie von Raststättenbesuchen der nächsten drei Wochen sein. Bei meinen Kontakten mit nordamerikanischen Musikern ist mir desöfteren deren Vorliebe für deutsches Wurstgut aufgefallen. Und so wurde auch hier beim ersten Autobahn-Halt die Gelegenheit zur fettigen Bratwurst genutzt.

Der Routenplaner hatte eine Gesamtfahrt von ca. 3h 50m berechnet. Nach ungefähr dieser Zeit fuhren wir in einen Stau im Bereich der A7/A38. Zunächst wurde dort die Autobahn einspurig, anschließend führte uns eine Umleitung von der Autobahn durch die Wallachei. Dies brachte aber den Umstand mit sich, dass wir in einer Ortschaft (das muss Niedergebra gewesen sein) einen Bratwurst-Stand mit Original-Thüringer Rostbratwürsten entdeckten. Tja, hier musste ein Halt eingelegt und lokale Esskultur ausprobiert werden. Mit großem Erfolg. Gesättigt fuhren wir weiter, wohl wissend, dass wir schon spät dran waren und in Bad Frankenhausen zunächst in die Pension einchecken mussten, bevor wir uns auf den Weg zum Panorama-Museum machen konnten. Und so setzten wir die Fahrt nach Bad Frankenhausen im zähen Freitag-Abend-Verkehr fort.

In Bad Frankenhausen nach ca. 6stündiger Fahrt angekommen, stellten wir das nächste Problem fest: die Pension lag mitten in einer Großbaustelle und war mit Van + Anhänger nicht anzufahren. Das Navigationssystem lotste uns ständig um den Stadtkern herum, bis wir endlich einen Parkplatz in ca. 500m Entfernung fanden. Von dort aus transportierten wir unser Gepäck zu Fuß zur Pension. Und dann eine Überraschung: Was für eine Absteige war das denn!?!? Ein gelbsüchtiges Kerlchen ließ uns ins komplett verräucherte Gebäude und teilte uns die Zimmer zu. Mein Zimmer lag im Erdgeschoß zum Hinterhof und war eine dunkle, dreckige Kammer mit völlig versifftem Teppichboden und einem fürchterlich klammen Bett, die Dusche verschimmelt und das ganze Bad von Zigarettenbrandflecken angekokelt.

Das ist also Rock’n’Roll? Stellt sich so das Leben „on the road“ dar? Ich beeilte mich, aus dem Haus zu kommen und wartete am Fahrzeug auf die Musiker, die von der Unterkunft ebenfalls herbe enttäuscht waren. Mit diesem Aufenthalt wurde das Wort „Pension“ ein flüssiger Begriff. An anderer Stelle werde ich noch mal darauf zurückkommen.

Gegen 19:00 Uhr erreichten wir das Panorama-Museum, wurden freundlich aber aufgeregt von Fred begrüßt und luden den Hänger aus. Dabei stellten wir fest, dass die Backline ohne Netzkabel geliefert wurde. Murphy’s Law. Ein einzelnes Standard-Netzkabel konnte im Museum aufgetan werden. Kevin Kane konnte auf den Trainings-Verstärker von Promoter Fred zurückgreifen. Ein schneller Soundcheck, ein leckeres Essen im Restaurant des Panorama-Museums, währenddessen sich der Veranstaltungsraum sehr gut füllte und gegen 20:30 Uhr begann die erste Leeroy Stagger & The Wildflowers Show in Europa!

Die Stimmung war von Beginn an großartig und das Publikum ging toll mit. Für mich war es ein pures Vergnügen: Leeroy ist ein phantastischer Songwriter und ein toller Performer, Kevin Kane ein Zauberer an der Gitarre, Tyson Maiko am Bass ein grundsolider, funkiger Player, Ian Browne zündete am Schlagzeug ein Feuerwerk. Die reinste Freude, immer wieder Gänsehaut. Schon hier war mir klar: es war die absolut richtige Entscheidung, diese Tour zu begleiten. Der Gedanke daran, noch ca. 20 weitere Shows zu sehen, sorgte für pure Verzückung!

In der Pause zwischen den beiden Sets kam eine Zuschauerin auf Kevin zu und teilte ihm auf englisch (mit russischem Akzent) mit, er habe tolles „Harr“. Auch dieser Begriff wurde zu einem geflügeltem Wort. Gegen 23:00 Uhr und nach zwei Zugaben war die Show vorbei, die Besucher versorgten sich noch mit CDs und Fan-Devotionalien, während wir das Equipment abbauten und wieder im Hänger verstauten. Gegen 1:30 Uhr erreichten wir bei inzwischen Minus-Temperaturen die Pension und gingen auf unsere Zimmer. 

Dort angekommen kam mir die Erinnerung an die dreckige Kammer. Die Heizung in meinem Zimmer funktionierte nicht, aus diesem Grund war es inzwischen bitter kalt im Zimmer geworden. Was dazu führte, dass ich die feuchte Klammheit des Bettes nur noch deutlicher wahrnahm. Der Geruch und die Feuchtigkeit des Bettes waren nicht zu ertragen und so zog ich meine Jeans wieder an, ein normales Hoodie sowie ein dickes Fleece-Hoodie und zwei Paar Socken!! Ich konnte dabei nicht anders, als auch die Kapuze aufzusetzen und eng zu schnallen, damit das Bett meine Haut nicht berühren konnte.

Na, wenn das der Tourauftakt sein sollte - ein Meilenstein - was sollte dann noch kommen?

Für das Frühstück hatten wir uns um 9:00 Uhr verabredet. Wenn ich mich recht entsinne, habe ich in dieser Nacht von ca. 4 Uhr bis 6 Uhr geschlafen und mich danach fertig gemacht. Wobei: „fertig“ war ich da bereits. Nach dem Frühstück haben wir uns zunächst noch einmal das Panorama-Museum in Bad Frankenhausen angesehen. Fred Böhme, der lokale Promoter führte dort eine Besuchergruppe durch das Museum. Kurz darauf machten wir uns auf den Weg nach Weimar, besorgten uns in einem Musik-Laden in Bad Frankenhausen zuvor aber noch Netzkabel. Für die Show in Weimar mussten wir aber auch dort zunächst in einer Pension in Obernissa einchecken.

Gegen Mittag erreichten wir das kleine Dorf Obernissa und warteten dort (nachdem uns das Navigationssystem schön über einen Acker gelotst hatte) auf den Vermieter der Pension. Überhaupt besteht das Leben auf Tour im Wesentlichen aus Fahren, dem Essen ungesunder Lebensmittel, wenig Schlaf und: Warten.

  • Warten darauf, dass die Fahrt losgeht
  • Warten auf Kevin Kane
  • Warten auf die Vermieter
  • Warten auf die Bezahlung
  • Warten darauf, dass die Show endlich losgeht
Weiter geht es (bald) mit Teil 2 ...
Friday, June 4, 2010
Leider habe ich im Laufe der Woche einen Konzertbesuch absagen müssen, auf den ich mich schon lange gefreut hatte: Wax Mannequin spielte am letzten Montag im Bahia de Cochinos in Castrop-Rauxel. Viele meiner Freunde hatten mir Chris Adeney (alias Wax Mannequin) wärmstens empfohlen und nachdem ich erfuhr, dass er in der Nähe auftreten würde, war der Termin in den Kalender gebrannt.

Chris hatte seinen Konzertbesuchern über Facebook vorab einen Wunsch übermittelt: im Herbst wird Chris zum ersten Mal Vater. Die Konzertbesucher möchten ihm ein Geschenk mit Lokalkolorit für sein Baby mitbringen. Dazu hatten wir bereits eine Ruhrgebiets-Badeente organisiert.

Leider habe ich mir aber kurzfristig eine Dienstreise für den Folgetag eingefangen, bei der ich das Haus um 7:30 Uhr zu verlassen hatte. Dazu hätte ich am Vorabend um spätestens 22:00 Uhr das Bett hüten müssen - bei einer abendlichen Konzertveranstaltung in 40km Entfernung ist das aber nicht zu schaffen.

Ich hoffe, Wax Mannequin wird in nicht allzuferner Zukunft wieder in der Gegend aufschlagen.
Unser guter Freund Uwe veranstaltete an diesem Abend bereits sein drittes Hauskonzert des Jahres 2010. Da muss sich das Raumfahrtzentrum Saarner Kuppe schon mächtig ins Zeug legen, um diese Marke zu überschreiten.

Die Fahrt nach Aachen verlief an einem frühsommerlichen Abend ohne Probleme und wir wurden freundlichst empfangen, trafen eine Menge Leute, u. a. lernte ich Matthias kennen, der seit einigen Monaten auf meiner Mailingliste steht, der mir aber zuvor noch nicht begegnet war.

Zunächst spielte die Schwedin Annika Fehling einige ihrer grundsätzlich positiven Songs und versuchte dabei an einigen Stellen, das Publikum zum Mitsingen zu animieren. Insbesondere der Großvater der veranstaltenden Familie wurde dabei ins Visier genommen und entwickelte sich zum Gegenstand eines "running gag", denn auch Markus Rill forderte diesen später immer mal wieder zum Mitsingen auf.

Es entwickelte sich schnell die besondere Hauskonzert-Atmosphäre: witzige Interaktionen zwischen Künstler und Zuschauern, zahlreiche Geschichten rund um die Songs zur Entstehung oder über deren Inhalt, ein aufmerksames Publikum trug das Übrige zur warmen Stimmung bei.

Zwischendurch begleitete Markus Rill die Schwedin bei einigen Duetten und diese waren, auch bei Markus' späterem Auftritt, für mich die Highlights des Abends: tolle Harmonien, wunderschöne Melodien, bewegende Stimmung.

Während die Songs der schwedischen Musikerin eher die positiven Seiten des Lebens beleuchtete, handeln Markus Rill's Songs von den dunklen Seiten: Tod, Trauer, Schmerz, ... Diese unterschiedlichen Stimmungen machten den Abend zu einem besonderen Konzert-Erlebnis.

Ein sehr gelungener Abend für den ich mich bei Uwe und seiner Familie herzlich bedanken möchte.

(Leider sind die Fotos des Abends komplett verwackelt und so muss dieser Beitrag ganz ohne Bilder auskommen)
Meine Herren, was für ein Abend!! Champions League Finale 2010. Mit deutscher Beteiligung. Bayern München - Inter Mailand. Und an genau diesem Abend spielt die (neue) Romi Mayes Band in Leverkusen. Leverkusen? War da mal was? Ach ja, mehrfacher Vize-Meister in verschiedenen Disziplinen. Aber musikalisch war Leverkusen bis dato kein Begriff. Nichtsdestotrotz machten wir uns am frühen Abend auf den Weg ins nahegelegene Leverkusen. Wir erreichten das Stadtzentrum an einem lauen Frühsommerabend und fanden ohne Umwege das topos.

Die Kneipe 'topos' existiert bereits seit den späten 1960er Jahren und wurde seinerzeit vom Kneipenwirt Wolfgang, einem Rheinländer mit feinem Humor gegründet bzw. gebaut. Die Kneipe beherbergt den Verein "Jazz Lev e. V." - dieser Verein fördert Kunst und Kultur - insbesondere (wie der Name schon sagt) die Jazz Musik. Damit hat die Romi Mayes Band nun nicht wirklich etwas am Hut.

Kurz nach unserer Ankunft trafen wir auf Romi und lernten die restlichen Musiker ihrer Band kennen.

  • Jason Nowicki, Gitarren-Gott von der kanadischen Band The Perpetrators
  • David Landreth,Bassist
  • Ryan Voth, Schlagzeuger

Für Romi hatten wir ein Geschenk dabei - Romi erhielt einen der 'Raumfahrtzentrum Saarner Kuppe' Hoodies. Romi war sehr erfreut, denn ihr Tour-Hoodie war inzwischen komplett abgenutzt und wärmte nicht mal mehr. Wenig Minuten später fing die Show an. Und zwar wie! Lauter, dreckiger Blues-Rock mit Wahnsinnsgitarren und einer druckvollen Rhythm-Section, perfekter Harmoniegesang (meistens David Landreth, ab und zu Jason Nowicki) und eine nach vorne peitschende Romi Mayes.

Nach einer schweißtreibenden Stunde endete der erste Set vor begeistertem Publikum. Für mich der Höhepunkt des ersten Sets war der Song "I Want To Make You Love Me Tonight" - ein niegelnagelneuer Song, der noch nicht auf Platte verfügbar ist; ein äußerst grooviger Song, Ohrwurm-Melodie, tolle Sologitarre. Der Song verursachte Gänsehaut und ich wünschte mir, er würde niemals enden. Im Folgenden ist ein youtube Video dieses Songs zu sehen (aufgenommen Anfang Mai 2010 in Romi's Heimatstadt Winnipeg, Manitoba, Canada - der eigentliche Song beginnt bei ca. 50 Sekunden):



Nach einer kurzen Pause, in der Romi davon berichtete, mit der aktuellen Band im kommenden Winter ein Live-Album ("dirty, Rolling Stones-like") aufzunehmen, ging es in die zweite Runde. Wieder wurde es laut und heiß. Der Club kochte, Romi spielte ausgesprochen wenige Balladen; dafür uferten die Gitarren-Soli von Jason Nowicki im richtigen Maße aus: es war ein reines Vergnügen, Jason spielen zu sehen und zu hören.

Nach zwei Zugaben kam Wolfgang, der Wirt, auf die Bühne und verlangte eine weitere Zugabe. Er strahlte vor Freude und teilte dem Publikum in seiner rheinischen Art mit, es sei für ihn ein wunderbarer Abend gewesen, die Band hätte sein Herz berührt. Und Bayern München habe glücklicherweise 0:2 gegen Inter Mailand verloren. Dies sei ein sehr guter Tag gewesen. ;-)

Anschließend spielte Romi gemeinsam mit Jason Nowicki eine herzzerreißende Version von "Angeline", wobei Jason die Harmonien ohne Mikro in den Raum sang. Ein beeindruckender Abschluss.

Vor ein paar Tagen hat Romi dann noch ein Videoblog auf youtube veröffentlicht, das direkt nach der Show im topos aufgenommen wurde. Sehr schön auch die angeschickerte rheinische Prinzessin, die David Landreth fragt, ob er sie noch brauche ;-)

Wolfgang, der topos Wirt kommt noch einmal zu Wort - wobei er eher nur Küsse verteilt. Romi zeigt sich im Übrigen im Hoodie des 'Raumfahrtzentrum Saarner Kuppe' und berichtet (unangemessenerweise - wie David Landreth behauptet) von diesem Geschenk:

nächste Hauskonzerte

27.04.2012 Matt Epp
12.05.2012 Borussia, Olympiastadion, Berlin
07.10.2012 Danny Michel
29.10.2012 Leeroy Stagger & Band
23.11.2012 Corin Raymond


Raumfahrtzentrum Saarner Kuppe

facebook integration

Newsletter abonnieren

join our mailing list
* indicates required